Unbekannte Heiratsgebräuche in Sächsisch-Reen am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts

von Veronica MARDARE
und Dorin-Ioan RUS
Man kann nicht gerade sagen, daß im Reen der Jahrhundertwende Mangel an jungen Leute gewesen wäre, aber gute “Partien” hatten einen gewissen Seltenheitswert, denn nicht jeder Junge  Mann aus “gutem Hause” der auszog un zu studieren oder Abenteuer zu erleben, kehrte in seiner Vaterstadt zurück.
Diesem Mangel mußte abgeholfen werden, wenn im Fasching der Radfahrerverein und der Frauenwohltätigkeitsverein ihre Bälle veranstalteten, denn gerade zu der Zeit waren alle Studiosi abwesend.
Da die Leitung beider Vereine in den Händen von Mutter bzw. Sohn und Rösler Ematante lag, kamen sie auch hiefür auf eine geniale Lösung.
Sächsisch-Reen hatte keine Garnison, trotzdem die Reener Stadtväter es zwecks Belebung des Stadtbildes nicht ungern gesehen hätten, “Militär” in ihrer Mauer zu beherbergen, und auch bereit waren, eine Kaserne am Stadtende zu bauen.
Rösler Gustav jun Hauptling aller Radfahrer mußte nach Târgu-Mureº und Bistritz fahren und dort in Audienz bei den Kommandanten der k.u.k. Regimenten gehen, wo er höflichst ersuchte die Teilnahme der jungen Offizieren an diesen Bällen.
Nahmhafte Reener Familien wurden so im Interesse des k.u.k. Offizierskorps angezapft und ihre Töchter in die große Welt entführt.

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