Handwerkszeichen aus Agnetheln (II)

von Dorin-Ioan Rus,  in Historia Urbana , Band 1/2006, Hermannstadt, 2006

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Die vier Türme der Kirchenburg, der Schuster-, Schneider-, Schmiede- und Fassbinderturm wurden von der jeweiligen Zunft betreut, erhalten und für den Kriegsfall wehrhaft gemacht. dafür gab es von der jeweiligen Behörde (Verwaltung) je Turm eine Freistellung wehrfähiger Männer, die für die Verteidigung der Kirchenburg, die als ufluchtstätte den Ortsbewohnern diente, verantwortlich waren. Alle anderen mussten Kriegsdienst leisten. Agnetheln war eine ländliche Stadt mit Marktrecht. Der Hauptanteil der Bevölkerung bestand aus Handwerkern, also Gewerbetreibenden, die auch Handel betrieben und Bauern. Die vier Türme und die Zünfte geben auch Aufschluss über die

Wirtschaftlichen Verhältnisse des Ortes. Z.B. der “Schusterturm” ist ein Hinweis auf die verbreitete Viehzucht im Umfeld des Ortes. Die Lederverarbeitung war nicht nur für Schuhwerk und andere Gebrauchsgegenstände, sondern auch für das Zaumzeug der Pferde notwendig. Durch die verbreitete Schafzucht war die Herstellung von Tuch und Kleidungsstücken usw. durch das Schneiderhandwerk die Folge. Für die Landwirtschaft waren Schmiede unerlässlich. Das Beschlagen der Pferde, Teile am Pferdewagen, Egge und Pflug sowie auch verschiedene landwirtschaftliches Gerät, Werkzeug usw. All dies gehörte zum Aufgabenbereich dieses Berufes. Schließlich gab es in Siebenbürgen verbreitet Weinbau. Daher bestand Bedarf an Fassbindern.

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